Geschichte eines niedersächsischen Hagendorfes
Es gibt nur wenige und zudem unklar datierte Urkunden. Doch irgendwann einigten sich die Nienhagener darauf, aufgrund der seinerzeit vorliegenden Erkenntnisse, das Jahr 1228 als Entstehungsjahr für “indago nova”, den Neuen Hagen, anzunehmen.
Es entstand allerdings schon im Jahre 1221 eine Kolonie mitten im Wald, als die Gründerin des Ortes beschloss, ein Kloster zu stiften, das heute in Wienhausen steht. Die zum Hochadel zählende fromme Herzogin Agnes wünschte sich, dass Jungfrauen nach dem Zisterzienser-Orden Gott dem Herrn zu dienen verbunden sein sollten. Man kann wohl davon ausgehen, dass bereits in jenen Jahren zur Unterstützung des Klosters einigen Bauern das Recht zur Ansiedlung eingeräumt wurde.
Während Herzogin Agnes den Klosterstandort wegen der feuchten Lage nach wenigen Jahren zugunsten von Wienhausen wieder aufgab, durften die Siedler bleiben. An die kurze Klosterzeit erinnern heute immer noch die Bezeichnungen “Klosterhof” und “Nonnenwiese”. “Wir setzen fest”, beurkundete Agnes, “dass wir nach dem Rate unserer Getreuen einen Teil unseres Eigenwalds gewissen Siedlern geben, damit Äcker und Dorf angelegt werden.” Weiter heißt es: “ ... dass die Leute aus den Dörfern Wathlingen, Eicklingen und Bockelskamp und die Leute aus dem Wald, der nun Nienhagen genannt wird, übereingekommen sind, dass ihr Anrecht zur Schweinemast im herzoglichen Wald gemeinschaftlich sein soll ...”.
So also begann es für die fleißigen Gründungsbauern, die vor eine harte Aufgabe gestellt waren, in dem feuchten, ungesunden Überschwemmungsgelände zwischen Fuhse und Aue eine Lebensgrundlage zu schaffen. Wie viele es anfangs waren ist nicht bekannt. Sechs große Höfe und 15 kleinere Höfe, die sogenannten Koten, werden immerhin 1492 registriert. Neun noch kleinere Höfe, sogenannte Brinksitzer, kommen um 1700 dazu und machen das dörfliche Erscheinungsbild komplett, an dem sich jahrhundertelang kaum etwas ändert.
Die Chronik Nienhagens von Jürgen Gedicke wirft einen genaueren Blick auf jene Zeiten. Die Menschen mussten nicht nur drückende Abgabenlasten aufbringen, sondern auch Hungerkatastrophen, Seuchen und die vielen Kriegszeiten aushalten, in denen marodierende Soldaten ganze Höfe vollständig verwüsteten und alles kurz und klein schlugen. Doch die Nienhagener schafften es, ihr Dorf zu bewahren, weil, wie der frühere Bürgermeister Werner Heins es im Vorwort der Chronik sagte, “die Menschen früher zusammenstanden und gemeinschaftlich Probleme lösten”.